Johannes Friedrich W e i ß r o c k :
"Nachricht, warum die uralte Kirche und der darauf gestandene
Glockenturm allhier von anno 1730 bis 1741 bis auf den Grund abgebrochen
und eine neue Kirche mit Turm mit der Hilfe Gottes erbaut worden
ist und wie die Kirchenstände verlost worden sind" [ca. 1741]
"Die uralte Kirche, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört und
danach notdürftig wiederhergerichtet worden war, war mit der Zeit
so baufällig, daß man täglich damit rechnen mußte, daß sie zusammenfiel.
Deshalb erteilte der Landesherr, Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel,
zwei Baumeistern, einem Herrn Gezy aus Kassel und einem Herrn
Erdinger aus Schmalkalden, den Auftrag, die Kirche in Augenschein
zu nehmen. Diese befanden, daß die alte Kirche, um Unglück zu
verhüten, bis auf den Grund abgebrochen und eine neue gebaut werden
sollte. Der eine Baumeister schätzte die Kosten auf 1.800 Reichstaler,
der andere schätzte sie auf 1.300 Reichstaler - ohne Fuhren und
Handdienste, die die Gemeinde leisten sollte.
Durch Beschluß der Regierung wurde festgelegt, daß zur Deckung
der Baukosten eine Generalkollekte erhoben werden sollte. Gleichzeitig
wurde ein hoher Zuschuß vom Landesfürsten gewährt. Die Gemeinde
versprach in diesem Zusammenhang, mit den jetzigen und späteren
Nachkommen aus Dankbarkeit für das zeitliche und ewige Wohlsein
des Spenders bei Tag und Nacht herzinnigstlich zu Gott zu beten.
Nachdem Kirche und Turm erbaut worden waren, war im Inneren der
Kirche noch längst nicht alles fertig. Die zwei oberen Emporen
waren noch nicht mit Bänken versehen, die Kirche war außer im
Chorraum noch nicht gepflastert und das Holz war auch noch nicht
mit Ölfarbe gestrichen. Ein halbes Fenster im Giebel stand noch
offen, so daß bei starkem Wind Regen und Schnee hereingeweht wurde.
Auch das Kirchendach war noch nicht dicht, so daß es auch da hereinregnete
und der Schulmeister das neue schwarze Tuch vom Altar abnehmen
und mit nach Hause nehmen mußte. Durch den eindringenden Regen
drohte schließlich sogar das Holz stockig und faul zu werden.
Am 14. Dezember 1739 fand im Beisein beider Kirchensenioren, des
Gemeindevorstehers, wie auch anderer Männer und Frauen der Gemeinde
im Pfarrhaus die Verlosung der Männer- und Frauenstände (Plätze)
statt; so wollte man die restlichen Baukosten aufbringen. Diejenigen
Männer, die die schweren Werksteine für die Ecken, Türen und Fenster
aus Friedewald und das schwere Baugehölz von weither aus dem Seulingswald
herbeigeholt hatten und auch die, die noch andere schwere Fuhren
gemacht hatten, sollten für ihre Stände einheitlich 4 Taler bezahlen.
In Zukunft sollte aber für jeden Stand ein Preis von acht Talern
erhoben werden. Viele bezahlten willig ihr Los, andere standen
jedoch mit ihrer Bezahlung noch aus.
An einem Sonntag wurden die Männer- und Frauenstände, wie sie
verlost worden waren, von der Kanzel öffentlich verlesen. Nach
der königlichen Verordnung sollte nun auch ohne eigenen Vortritt
nach dem gefallenen Los zum Abendmahl gegangen werden.
Im Chor linker Hand nach dem Altar hin war des Pfarrers und rechter
Hand der Pfarrerin Bank; beide Plätze waren vergittert. Unter
der Kanzel rechter Hand war eine von unten her halb zugeschlagene
Bank für zwei Kirchensenioren, damit dieselben die Gemeinde beim
Gottesdienst übersehen konnten. An deren rechter Hand war an der
Wand eine andere, von unten her zugeschlagene Bank aufgestellt,
wofür sich Herr Johann Philipp Pfaff, Königlicher Vogt zu Blankenheim,
einen Platz bestellte, den er auch bezahlte; er wollte nämlich,
sollte er zufällig in Mecklar sein, wenn ein Gottesdienst gehalten
würde, an diesem auch teilnehmen.
Gleichzeitig war in dieser Bankreihe auch der Platz für den hiesigen
Schulzen und die beiden Kastenmeister. Für den Fall, daß ein Kriegsoffizier
einquartiert war, war vorgesehen, daß dieser auf dieser Bank Platz
nehmen sollte. Auch andere Ortsfremde sollten hier sitzen."
Quelle: Johannes Friedrich Weißrock, Eintragungen im Mecklarer
Kirchenbuch aus dem Jahre 1741, abgedruckt in: Kirchenvorstand
der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Mecklar (Hg.): Festschrift
zur 250-Jahrfeier der Kirche in Mecklar, Mecklar 1982, S. 4 ff.
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