Friedrich L u c a e :
Beschreibung der Dorfschaft Mecklar als Teil des Rotenburger Ober-Amtes
und des Gerichtsstuhls zu Breitenbach [1700 f.]
"Mecklar: Der Name bezeugt des Ortes Alter. Nach desselben Ursprung
haben ihrer Viele vorlängsten [= seit langem] mühsam geforscht.
Etliche beziehen sich auf das alte Salbuch zu Friedewald, worin
es also geschrieben stünde: Mackularad. Aber solches ist zwar
eine veränderte Aussprechung und nicht des Ursprungs Herführung
oder Erläuterung. Mecklar ist soviel wie Megalar, ein halb griechischer
und lateinischer Name. Den Grund desselben eröffnet uns der hochgelehrte
Reineccius durch das sich auf gleiche Weise endende Frideshlar.
..... [... Ler aber oder Lar bezeichnet also Sitz oder Lager,
indem nach germanischer Sitte zweisilbige Wörter zu einsilbigen
zusammengezogen werden. So ist Bredelar das breite Lager. Fritzlar,
dessen die fränkischen Annalen von 774 als Friedenslager gedenken,
des Friedens Lager. Goslar das Lager oder der Wohnsitz am Gosastrom].
Demnach heißt Meckelar oder eigentlich Megelar soviel als Castra
Magna, das große Lager. Außer Zweifel haben ehemals entweder die
Römer oder die Franken unter Karl dem Großen an diesem bequemen
Ort mit ihrem Kriegsherrn kampiert und ein großes Lager gehalten.
Solches bedeutet nun der Name Meckelar oder Megalar, der ihm davon
bis auf [den] heutigen Tag geblieben ist.
Vor alten Zeiten wurde hier die Kirche St. Johannes genannt. Der
Abtei Hersfeld gebührte die Pfarrkollatur [= Recht zur Verleihung
der Pfarrstelle], aber jetzt unserem gnädigsten regierenden Landesfürsten
und Herrn. An ihm selbst ist das Kirchengebäude zwar steinern,
aber nicht übrig räumlich, auch gar dunkel. Sie hat auch sonst
das Mutterrecht und zwei Filialen. Auf dem Turm hingen noch bei
Menschengedenken drei Glocken, aber anno 1640 verkauften die größte
[die] hiesigen Nachbarn der Stadt Allendorf für ein sehr geringes
Geld. Den Kirchhof umfängt eine steinerne Mauer von ziemlicher
Weitläufigkeit, wiewohl etwas schadhaft. .....
Das Dorf Mecklar hat eine recht lustige [= angenehme] und bequeme
Lage am Fuldastrom und dabei eine ansehnliche Mühle, welche vermöge
eines Vertrages vorzeiten dem Stift zu Hersfeld zinste. An der
Fulda, nahe der Ludwigsau-Mühle, sieht man noch einige Überbleibsel
eines alten Schlosses. Dieses Schloß war selbst das von dem Landgraf
Ludwig dem Ersten und nach seinem Namen genannte Schloß Ludwigsau.
In welchem Jahr aber dasselbe sei verwüstet worden, verschweigen
die Jahrbücher."
Quelle: Friedrich Lucae, Das edle Kleinod an der hessischen Landeskrone
- Geschichte der Stadt und des Amtes Rotenburg, in handschriftlicher
Form: Rotenburg 1700 f., S. 400 f., in gedruckter Form: Rotenburger
Chronik, Band 1, Von den Anfängen bis 1700, bearbeitet von Hans-Günter
Kittelmann, Kassel 1996, S. 189 ff.
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